Der Wonnemonat Mai im Weingarten

Kronen Zeitung: Egon Mark • 3. Mai 2021

Der Wonnemonat Mai im Weingarten

Wenn man heute eine Flasche Wein öffnet und das wunderbare Getränk im schönen Glas betrachtet, denkt man vielleicht an das Weinbaugebiet, in dem die Trauben gewachsen sind. Unsere Weingärten in Österreich sind meistens wunderschöne Plätze in der Natur. Gleich schön sind die Weinberge in Südtirol, in ganz Italien, in Frankreich und in vielen anderen Weinländern. Ich erinnere mich gerne an die steilen Weinberge entlang der Mosel und dem Rhein. Auch die Erinnerungen an kleine und große Weinkeller mit schönen Holzfässern, in denen die Reifung geschieht, schenken eine gewisse Entspannung. Bis der Wein in Flaschen abgefüllt und in das Glas eingeschenkt ist, geschah viel Arbeit.
Es ist Mai und im Weingarten hat das „Leben“ begonnen. Durch das kühle Wetter hat sich dieses Jahr so manches etwas verzögert. Aber spätestens Anfang Mai brechen die Knospen auf – die grünen Triebspitzen werden sichtbar. Während der Austriebphase sind die Reben besonders empfindlich. Nachtfröste können den jungen Trieben in dieser Zeit noch schwer zusetzen. Aber es muss trotzdem so manches gemacht werden. Zum Beispiel die Auspflanzung neuer Rebstöcke, wenn damit nicht schon im April begonnen wurde. Vielleicht ist ein Nachpflanzen erforderlich, weil einzelne alte Rebstöcke abgestorben sind oder es werden überhaupt neue Anlagen kultiviert.



Der Winzer und seine Rebstöcke mussten lange warten. Aber mit dem Mai kehrt die ersehnte Wärme (hoffentlich) zurück. Von Tag zu Tag entwickelt sich das Leben auf den Reben und im ganzen Weinberg mehr und mehr. Der Austrieb der Rebstöcke zeigt dem Winzer, wo nachgearbeitet werden muss. Überschüssige Triebe sowie Wasserschossen am Stamm werden ausgebrochen. Dies ist ein wichtiger Schritt im Frühjahr. Dabei werden auch die nicht benötigten jungen Triebe, sowie die weniger gut versorgten Kümmertriebe händisch vom Rebstock entfernt. Damit ist sichergestellt, dass nur eine entsprechende Anzahl an jungen Trieben am Rebstock verbleiben und auch richtig verteilt sind. Nach dem Rebschnitt im Winter ist das ein weiterer wichtiger Schritt für die Qualitätssicherung und eine gute Ernte.
Weinblüte

So wenig, wie möglich, aber doch notwendig, ist das Spritzen der Reben gegen echten und falschen Mehltau. Damit die Trauben gesund geerntet werden können, sind mehrfache Spritzungen gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten erforderlich und dies kann schon im Mai beginnen, denn gänzlich risikofrei leben Winzer leider auch nicht während des Wonnemonats.
 
Das Mähen und das Mulchen im Weingarten werden wieder begonnen. Dabei bleibt das abgeschnittene Gras liegen, um den Boden abzudecken und zu schützen. Richtig gemulcht, bleibt der Boden feucht, der Wind kann die Erde nicht austrocknen und Wasser verdunstet nicht so leicht. Regen wiederum wird von der Erde aufgenommen und schwemmt diese nicht weg. Nützliche Helfer wie Würmer, Bakterien und Mikroorganismen lockern unter dem Mulch den Boden auf und zersetzen die organische Bedeckung des Grasschnitts. Dem Boden werden Nährstoffe zugefügt und die Humusschicht wächst. Unter den Rebstöcken wird das Gras meistens mechanisch entfernt. In steilen Weingärten wird das Gras oft auch händisch gemäht.


Ende Mai beginnt die Rebblüte und stellt den Übergang in den Sommer dar. Während dieser Zeit verströmen die Blüten einen angenehmen Duft. Ein Spaziergang durch die Weingärten ist ein Erlebnis. Wenn die Eisheiligen vorbei sind und der letzte Frost überstanden ist, dürfen wir uns alle freuen, die Winzer und die Weinfreunde. Die Blütezeit dauert nur einige Tage und danach steht dem Rebstock eine weitere Entwicklung bevor, der Weg bis zur geliebten Beere, die uns dann die köstlichen Weine ermöglicht.

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