Einst machte es die Natur nur mit Hilfe von Insekten. Aber seit mehr als einhundert Jahren kann auch der Mensch durch Fremdbefruchtungen neue Rebsorten schaffen. Das Ziel dabei ist es, positive Eigenschaften von zwei Sorten zu vermehren. Der Zweigelt ist Österreichs wichtigste Rotweinsorte und dieses typische Beispiel, möchte ich heute ganz kurz erklären.
Die meisten unserer Rebsorten tragen Zwitterblüten und eine neue Sorte wird in der Regel durch Fremdbefruchtung mit Pollen einer anderen Rebsorte geschaffen. Dabei werden die Blütenknospen der Sorte „A“ mit den männlichen Pollen der Sorte „B“ bestäubt. Am Beispiel „Zweigelt“ waren es die Sorten St. Laurent als „die weibliche“ und Blaufränkisch als „die männliche“.
Die für die Kreuzungen vorgesehen Stöcke, werden vor der Blüte besonders geschützt. Die Pollen der männlichen Kreuzungspartner werden „kastriert“, das heißt mit einer Pinzette abgenommen und aufbewahrt, bis es an der Zeit ist, die Bestäubung durchzuführen.
Wenn nach einer erfolgreichen Befruchtung Beeren entstehen, werden diese geerntet, die Kerne ausgewaschen und getrocknet. Diese Kerne sind dann die Samen für eine neue Rebe.
Dies ist eine sehr einfache Erklärung für eine generative, das heißt geschlechtliche Vermehrung von zwei Rebsorten der gleichen Spezies: Vitis vinifera x Vitis vinifera bzw. von zwei „europäischen Edelrebsorten“. Die Praxis verlangt aber viel Geschick und Geduld.
Die Sorte Zweigelt entstand in den 1920er Jahren in
Klosterneuburg
und wie es damals an dieser ersten Weinbau-Fachschule üblich war, trugen Neuzüchtungen meist den Namenszusatz „Burger“. Dies war einer der Gründe, warum die Sorte auch als „Rotburger“ bekannt ist (oder war). Aber auch aus politischen Gründen wurde der Name des Züchters – Prof. Fritz Zweigelt – lange Zeit nicht gerne für die Rebsorte verwendet.